CARACAS
Dokumentarfilm
Die Luftlinie zwischen Deutschland und Caracas beträgt ungefähr 8.000 Kilometer. Diese Entfernung scheint erst einmal groß genug zu sein, um all das, woran eine menschliche Seele hierzulande erkranken könnte, zu vergessen. Auch wenn er nicht mehr genau wusste, warum: Maximilian Feldmann war jedenfalls da, was die wenigen diesbezüglichen Aufnahmen in seinem Film beweisen. Ansonsten hat er sich entschieden, seine Gesprächspartner in der deutschen Heimat zu suchen und nur mit dem Grund seiner Reise zu konfrontieren. Er platziert sie dazu in leicht „verrückte“ Bildausschnitte. „An eine Krankheit haben wir damals lange nicht gedacht“, sagt eine Dame direkt in die Kamera. Ein anderer Mann spricht von Authentizität als Lebensthema. Nur ganz allmählich enthüllen sich die Menschen, zu welchen man eine erstaunliche Nähe aufbaut, in ihrem ganz individuellen Umgang mit einem Krankheitsbild als diejenigen, die sie eigentlich sind. Beginnend mit einem sehr persönlichen Problem, entsteht nicht nur ein formell äußerst konsequentes, tatsächlich authentisches Familienporträt, sondern darüber hinaus ein eindringliches Bild unserer Gesellschaft. Dafür hat sich die Reise in jedem Fall gelohnt.
Claudia Lehmann (DokLeipzig)